Ein halbes Jahrhundert nach den gesellschaftlichen Umbrüchen von ’68‘ spielen Kritik, Protest und Gewalt in der öffentlichen Wahrnehmung wieder eine entscheidende Rolle, wenn auch diesmal unter den umgekehrten Vorzeichen eines digitalen Populismus, eines politischen ‚Rechtsrucks‘ und einer unverholenen Verrohung der diskursiven Gepflogenheiten. Die Frage lautet, wie es dazu kommen konnte und dazu gekommen ist. Drei Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit widmen sich aus je unterschiedlicher Perspektive diesem Zusammenhang und zeichnen dabei einen Entwicklungsgang nach, der einen markanten Zug der Moderne deutlicher hervortreten lässt: Dem andauernden Imperativ der Selbstverjüngung entspricht heute eine selbstgerechte Unreife, die es bis in höchste Staatsämter schafft.
Tristan Garcia: Das intensive Leben. Eine moderne Obsession. Berlin 2017. Suhrkamp Verlag. 215 S.
Alexander Sedlmaier: Konsum und Gewalt. Radikaler Protest in der Bundesrepublik. Berlin 2018. Suhrkamp Verlag. 464 S.
Dieter Thomä: Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds. Berlin 2016. Suhrkamp Verlag. 715 S.