Einbildungskraft – Einbildungsschwäche? Meta-anthropologische Perspektiven

Was Heidegger einmal die „Zeit des Weltbildes“ genannt hat, lässt sich mit Blick auf die Anthropologie der Neuzeit auch als Unschärfe im Selbstbild des Menschen beschreiben. Schon Pico della Mirandola zog radikale Konsequenzen daraus, indem er den Menschen als dasjenige Wesen bestimmte, das sich selbst zu bestimmen habe. Spätestens seit Kant scheint vollends klar, dass moderne Subjektivität die Bedingung ihrer eigenen Möglichkeit ist. Will man verstehen, wie der Mensch damit umgeht, das „noch nicht festgestellte Tier“ (Nietzsche) zu sein, stößt man auf das ‚Vermögen‘ der Einbildungskraft: Sie setzt uns erst ins Bild, indem sie uns der Welt und die Welt uns ‚einbildet‘. Im selben Zug drückt sich dadurch jedoch eine Schwäche aus: ‚Bildung‘ überhaupt nötig zu haben. Rechnet man heute die Er- und Entmächtigungsphantasien bezüglich ‚Künstlicher Intelligenzen‘ hinzu, stellt sich die Frage, ob unsere „Technoimagination“ (Flusser) noch allein die unsrige ist, durch die wir entwerfen.

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